50 Jahre Tollitätentreff

50. Tollitätentreff bringt Rheinhalle zum Toben

Politik und Fußball im Allgemeinen, Donald Trump und der 1. FC Köln im Speziellen – an diesen Themen kamen die rund 550 Jecken beim 50. Bornheimer Tollitätentreff einfach nicht vorbei.

Alte und neue Tollitäten auf einen Blick

Die Prinzessinnen und Prinzen aus dem Stadtgebiet präsentieren sich beim 50. Tollitätentreff der Stadt Bornheim. FOTO: STADT BORNHEIM

Und um die teils bitterbösen Reime von „Et Rumpelstilzche“ Fritz Schopps und die satirischen Songs von Lokalmatador Bernd Stelter gut zu verdauen, konnte man bei den Blömcher standesgemäß schunkeln und bei den Räubern richtig rocken. So stimmte auch bei der Jubiläumsveranstaltung die Mischung und gemeinsam mit Sitzungspräsident Wolfgang Raschke und den Tollitäten erlebte das Publikum einen ausgelassenen Abend mit vielen Höhepunkten.

Dann rückten die eigentlichen Hauptpersonen des Abends in den Mittelpunkt: die Bornheimer Tollitäten. Sitzungspräsident Raschke stellte sie vor, Bürgermeister Henseler verlieh ihnen den städtischen Orden. So präsentierten sich die Waldorfer Kinderprinzessin Julia I. (Preiß), das Widdiger Kinderprinzenpaar Lukas I. (Velten) und Eva I. (Rüthing), das Prinzenpaar der Bonner Werkstätten Uwe I. (Viernich) und Julia I. (Lellek), die Roisdorfer Prinzessin Doris I. (Mahlberg) und das Mertener Prinzenpaar Günter II. (Engels) und Sabine I. (Meyer).

Die Blömcher und die Räuber (unteres Bild) sorgten in der restlos ausverkauften Rheinhalle für ausgelassene Stimmung. FOTO: STADT BORNHEIM

Nachdem Bürgermeister Wolfgang Henseler Ehrengäste, Organisatoren, Sponsoren und Zuschauer begrüßt hatte, betraten zunächst die Ex-Tollitäten die Szene, flankiert von der Tanzgruppe Rot-Weiß Waldorf. Danach kamen die amtierenden Tollitäten und nahmen ihre Plätze auf der Bühne ein. Die bewährte Tolli-Kapelle „Los Ultimos“ sorgte für die passende Musik. Und mit dem Auftritt des Bonner Stadtsoldaten-Corps 1872 startete dann auch schon das Programm, das Literatin Karin Schumacher-Lambertz gewohnt professionell zusammengestellt hatte – das aber gleich mit einer Änderung aufwartete. Denn die Botzedresse hatten wegen Krankheit ein paar Stunden vor Beginn abgesagt. Zum Glück fand sich mit dem Mertener Tolli-Veteran Willi Wilden sofort ein adäquater Ersatz.

Standen bei der Jubiläumsveranstaltung gemeinsam auf der Bühne: Ex-Tollitäten, Ehrengäste und Sponsoren. FOTO: STADT BORNHEIM

Auch die nächste Nummer hatte schon Tradition, denn die Funkengarde des 1. Mittweidaer Karnevalsvereins 1985 e. V. war sicherlich schon ebenso oft in Bornheim dabei wie Landrat Matthias Damm und Oberbürgermeister Ralf Schreiber, die auch diesmal aus der Partnerstadt angereist waren. Nach dem mitreißenden Garde-Showtanz des mehrfachen sächsischen Landesmeisters wurde es wieder etwas gemütlicher und die „Blömcher“ luden zum Lachen und Schunkeln ein – mit umgedichteten Songs wie „Eine neue Nase ist wie ein neues Leben“ zum Thema Schönheitschirurgie und anderen altbekannten Melodien mit neuen humoristischen Texten.

Zum Jubiläum extra aus der Partnerstadt angereist: Die Funkengarde des 1. Mittweidaer Karnevalsvereins 1985 e. V. FOTO: STADT BORNHEIM

Beim Tollitätentreff werden traditionell alle Regenten des Stadtgebiets vorgestellt. FOTO: STADT BORNHEIM

Als es weiterging im Programm, wurde es erst einmal eng auf der Bühne, denn die Kölner Funken Artillerie blau-weiß von 1870 rückte an – mit vielen Männern, zahlreichen Instrumenten und einem Mariechen. Nach diesem eindrucksvollen Auftritt war Fritz Schopps alias „Et Rumpelstilzche“ an der Reihe. In virtuosen Reimen entwarf er verschiedene Szenarien, bei dem den Zuschauern bisweilen das Mettbrötchen im Halse stecken blieb. So beschrieb Rumpelstilzchen bildhaft die „kultursensible Integrationstoilette“, in der Präsident Erdogan letztendlich „auf die Demokratie kackt“. Dann empfahl er dem „so toleranten“ Rheinland eine Burka für die Funkenmariechen, einen Gebetsteppich für den Elferrat und ein Verbot für das Brings-Lied „Halleluja“ – aber erst, nachdem der erste Christopher-Street-Day durch Ankara geführt habe.

Die Kölner Funken Artillerie blau-weiß von 1870 nahm gleich die gesamte Bühne in Beschlag. FOTOS: STADT BORNHEIM

Ebenfalls nachvollziehen konnte Fritz Schopps, dass die Polen ihre Grenzen schließen. Schließlich habe man dort schon keinen Platz mehr für die eigenen Leute: „Die Familie Lewandowski haben sie schon nach München geschickt.“ Mit dem Kommentar, Jérôme Boateng finde er super und „so braun wie Alexander Gauland könne der gar nicht werden“, schloss Schopps seine gereimten Ausführungen zur Weltpolitik und wandte sich schließlich den fünf verschiedenen Typen von Mallorca-Urlaubern zu, wobei natürlich keiner gut wegkam und das Publikum sich köstlich amüsierte. So musste „Et Rumpelstilzche“ nicht nur Zugabe geben, sondern bekam auch Standing Ovations und die erste Rakete des Abends.

Die erste Rakete des Abends sicherte sich Fritz Schopps alias „Et Rumpelstilzje“. FOTO: STADT BORNHEIM

Die zweite ergatterten die Sandhasen Oberlar, die mit 56 Tänzerinnen und Tänzern atemberaubende Artistik zu rockigen Karnevalshits präsentierten und das Publikum nicht nur zum Staunen, sondern auch zum ausgelassenen Mittanzen brachten. Natürlich kam auch der dreifache Deutsche Meister nicht ohne Zugabe aus der Halle, sodass Bernd Stelter – der ja gleich nebenan wohnt – kurz warten musste. Als er dann auf die Bühne kam, brauchte er wenigstens nicht mehr vorgestellt zu werden, denn das wäre ja „wie Wasser in den Rhein tragen“, so Wolfgang Raschke.

Die 56 Tänzerinnen und Tänzer der Fidelen Sandhasen aus Oberlar begeisterten das Publikum mit akrobatischen Flugeinlagen der Extraklasse. FOTO: STADT BORNHEIM

In seinem traditionellen Jahresrückblick nahm auch Stelter zunächst den türkischen Präsidenten aufs Korn und dann seinen geliebten 1. FC Köln, „der diese Saison ja so gut spielt, dass er dem Gegner 20 Punkte Vorsprung gönnte“. Dann wurde die geplatzte Jamaica-Koalition analysiert, die Christian Lindner wohl am liebsten ohne Angela Merkel gehabt hätte – nach dem Motto „no woman, no cry“, was Stelter natürlich sofort musikalisch umsetzte. Mehr Sorgen mache ihm allerdings die amerikanische Politik, denn er frage sich: „Wie tief haben sie Donald Trump ins Gehirn gebohrt, als sie ihm den Hamster auf der Schädelplatte festgedübelt haben?“

Beim goldenen Jubiläum durfte Lokalmatator Bernd Stelter natürlich nicht fehlen. FOTO: STADT BORNHEIM

Weitere Lacher erntete der Fernsehstar mit seiner Version von „Seasons in the sun“, in der er seine Kindheit mit der heutigen Jugend verglich: „Amazon war analog und hieß Quelle-Katalog“, Klammer-Blues und Flaschendrehen ersetzten das heutige Parship und beim Graffiti stimmte damals wenigstens die Orthografie. Und zum zehnjährigen „Jubiläum“ des Smartphones erklärte er trocken, manche Jugendliche hätten noch nie das Tageslicht gesehen: „Die wachsen auf wie Wiesenhof-Hähnchen.“ 

Nach Zugabe und Rakete Nummer drei übergab Stelter den Staffelstab an den letzten Act: die Räuber, die mit Hits wie „Denn wenn et Trömmelche jeit“, „Kölsche Junge bütze joot“ und „Die Rose“ den Saal zum Kochen brachten. Mit „Dat es Heimat“ sorgten die fünf flotten Kerle mit den roten Hosen dafür, dass sich so manche Bornheimer Jecken seufzend in den Armen lagen – und so waren auch hier Zugabe und Rakete vorprogrammiert.

Den krönenden Abschluss des Abends bildete die Scheckübergabe durch Prinz Günter II. Denn die amtierenden Tollitäten, die Ex-Tollitäten und weitere engagierte Bürger spenden insgesamt 1.010 Euro an die Bornheimer Bürgerstiftung, die sich vor allem für bedürftige Kinder im Stadtgebiet einsetzt.

Wolfgang Raschke, der wie immer professionell und charmant durch den Abend geführt hatte, konnte sich außerdem über die Dieter-Krämer-Gedächtnis-Medaille freuen, die ihm durch Karnevals-Experte Jürgen Morche verliehen und durch Literatin Karin Schumacher-Lambertz angesteckt wurde.

So war auch der 50. Bornheimer Tollitätentreff ein voller Erfolg und 550 Jecken gingen müde, aber glücklich nach Hause.

Die Räuber rissen das jecke Publikum mit ihren Hits von den Sitzen. FOTO: STADT BORNHEIM

Literatin Karin Schumacher-Lambertz steckt Sitzungspräsident Wolfgang Raschke für seine Verdienste im und für den Karneval die Dieter-Krämer-Gedächtnis-Medaille an. FOTO: STADT BORNHEIM

Mit einem Scheck über 1.010 Euro bedachten aktuelle und ehemalige Tollitäten sowie weitere Spender die Bornheimer Bürgerstiftung. FOTO: STADT BORNHEIM