Kölner Dreigestirn, Kasalla und Konfetti

Bornheimer Tollitätentreff steckt voller Knaller

Die Überraschung ist gelungen: Während Kasalla am Dienstagabend in der ausverkauften Herseler Rheinhalle beim 52. Tollitätentreff der Stadt Bornheim die Bühne rockt, kommen die Überraschungsgäste heimlich, still und leise durch den Hintereingang.

Der Auftritt des Kölner Dreigestirns ist die größte von zahlreichen Überraschungen beim 52. Tollitätentreff der Stadt Bornheim

Der Auftritt des Kölner Dreigestirns ist die größte von zahlreichen Überraschungen beim 52. Tollitätentreff der Stadt Bornheim

Und unter tosendem Applaus marschieren sie kurze Zeit später ein: das Kölner Dreigestirn Prinz Christian II. (Krath), Bauer Frank (Breuer) und Jungfrau Griet (Ralf Schumacher). „Wir freuen uns, hier zu sein. Denn Köln ist überall da, wo man das Alaaf noch hört“, erklärt Prinz Christian II., der für die tolle Stimmung in der Rheinhalle nach eigener Aussage auch zu Fuß nach Hersel gekommen wäre. Aber nicht nur der Überraschungsbesuch des Kölner Dreigestirns machte diesen Abend zu etwas Besonderem. Schließlich ist der 52. Tollitätentreff der Stadt Bornheim sowohl für Wolfgang Henseler in seiner Funktion als Bürgermeister als auch für Sitzungspräsident Wolfgang Raschke der letzte, durch dessen Programm sie gemeinsam führen. Für Raschke ist es der 10. „Tolli“, für Henseler sogar der 16. Es verabschieden sich also zwei Personen, die sich um den Karneval in ihrer Stadt sehr verdient gemacht haben.

Bürgermeister Wolfgang Henseler und Sitzungspräsident Wolfgang Raschke stellen beim "Tolli" zum letzten Mal gemeinsam die Bornheimer Regenten vor

Bürgermeister Wolfgang Henseler und Sitzungspräsident Wolfgang Raschke stellen beim "Tolli" zum letzten Mal gemeinsam die Bornheimer Regenten vor

Zu Beginn marschieren die Bornheimer Tollitäten angeführt von den Roisdorfer Musikfreunden durch die jubelnde Menge auf die Bühne. Dort werden sie von Bürgermeister und Sitzungspräsident vorgestellt. In fünf Ortschaften regieren diese Session neun Tollitäten: Jugendprinzessin Vanessa I. (Klein) in Hemmerich, Prinz Jürgen I. (Kesseler), Bauer Heinz (Linnartz) und Jungfrau Berta (Herbert Vendel) in Kardorf, Prinzessin Heidi I. (Horst) und Prinz Wolfgang III. (Horst) in Merten, Prinzessin Sandra III. (Kurth) in Roisdorf sowie Maria I. und Hannah I. (Preiß) als Kinderprinzenpaar in Waldorf. Hinzu kommt das Prinzenpaar der Bonner Werkstätten, Prinzessin Andrea I. (Hüllen) und Prinz Polino I. (Bobnar), das den Elferrat beim Tollitätentreff komplettiert.

Beim "Tolli" präsentieren sich alle Tollitäten aus dem Bornheimer Stadtgebiet

Beim "Tolli" präsentieren sich alle Tollitäten aus dem Bornheimer Stadtgebiet

Auf der Bühne verkündet Roisdorfs Ortsausschussvorsitzender Wolfgang Mertgen, dass der Erlös der Aktion „Spende statt Kamelle“ dieses Jahr an den Ambulanten Hospizdienst für Bornheim und Alfter geht. Insgesamt seien 2.441,11 Euro zusammengekommen. Denn die Tollitäten verzichteten beim Einzug auf Wurfmaterial und spenden die 1.300 Euro stattdessen. Hinzu kommen 1.111 Euro, die Ingo Pieper in seiner Gaststätte „Beim Piepsch“ gesammelt hat.

Dann folgt die erste Überraschung des Abends: Bürgermeister Wolfgang Henseler bekommt ein einmaliges Angebot. Per Bierdeckel-Vertrag kann er sofort zusagen, in der kommenden Session 2020/2021 Prinz in Kardorf zu werden. „Der Bierdeckel liegt bereit“, erklären schmunzelnd Wolfgang Mertgen und Josef Breuer, Mertens Dorfgemeinschaftsvorsitzender. Und egal, wie er sich entscheidet, auf den scheidenden Bürgermeister und seine Frau Conny wartet in jedem Fall ein gemeinsamer schöner Abend mit Vertretern der Dorfgemeinschaften, Ortsausschüsse und Vereinsgemeinschaften.

Stellvertretend für die Dorfgemeinschaften, Ortsausschüsse und Vereinsgemeinschaften händigen Wolfgang Mertgen (rechts) und Josef Breuer dem Bürgermeister den Bierdeckel-Vertrag aus

Stellvertretend für die Dorfgemeinschaften, Ortsausschüsse und Vereinsgemeinschaften händigen Wolfgang Mertgen (rechts) und Josef Breuer dem Bürgermeister den Bierdeckel-Vertrag aus

Beim darauffolgenden Tanz der Tollitäten, bei dem die Roisdorfer Musikfreunde zum Karnevalshit der Räuber „Home ist where the Dome is“ aufspielen, kocht die Stimmung im Saal dann das erste Mal über, ehe die Kölner Funken Artillerie blau weiß von 1870 e. V. (Blaue Funken), eines der ältesten Traditionscorps Kölns, unter tosendem Beifall die ganze Bühne in Beschlag nehmen. Im Jahr ihres 150-jährigen Jubiläums präsentieren sie ihr gesamtes Repertoire – vom Funkedanz über Stippeföttchedanz bis hin zum Artilleriedanz. Es folgt die zweite Überraschung des Abends: Präsident Björn Griesemann gibt etwas bekannt, was ein Präsident der Blauen Funken seit über 30 Jahren außerhalb von Köln nicht mehr verkündet hat. Er ernennt Bürgermeister Wolfgang Henseler zum Ehrenmitglied „Leutnant der Reserve“.

Anschließend demonstrieren zwei Redner ihr Können, die bereits die großen Bühnen des Kölner Karnevals erobert haben. Thomas Cüpper als „Et Klimpermännche“ mit seiner Quetsch und das meistgebuchte Bauchrednerpaar Deutschlands „Klaus & Willi“, also Klaus Rupprecht mit seinem sprechenden Affen Willi. So erzählt Et Klimpermännche, wie er mit seiner Frau als Beifahrerin in eine Verkehrskontrolle gerät. Während er sich wortreich dem Polizisten erklärt, fällt seine Frau ihm immer wieder ins Wort. Genervt weist er sie ein ums andere Mal zurecht, sodass der Wachmann die Gattin fragt: „Sagen Sie mal, ist Ihr Mann immer so frech zu Ihnen?“ Worauf sie entgegnet: „Nein, nur, wenn er getrunken hat.“

Dann darf wieder „jedanzt“ und „jesunge“ werden. Denn die wohl bekannteste Blasmusik-Boygroup des Rheinlands verwandelt die Rheinhalle in einen Tanzsaal. „Die Ratsherren“ aus Unkel am Rhein spielen Karnevalsklassiker wie „Mer bruche keiner“ von Bläck Fööss, „Leev Marie“ von Paveier und „Sulang mer noch am Lääve sin“ von Brings. Der Auftritt wird sogleich mit der ersten Rakete des Abends belohnt.

Die erste Rakete des Abends verdienen sich "Die Ratsherren"

Die erste Rakete des Abends verdienen sich "Die Ratsherren"

Natürlich darf auch Stammgast und Lokalmatador Bernd Stelter beim letzten Tollitätentreff von Bürgermeister und Sitzungspräsident nicht fehlen. „Ich bin immer wieder gerne in der Rheinhalle. Schließlich komme ich auf dem Spaziergang dorthin nach 50 Metern beim Sitzungspräsidenten vorbei“, witzelt Stelter, der selbst in Hersel wohnt. Mitgebracht hat der Karnevalist, Komiker, Schauspieler und Fernsehmoderator neben seinem traditionellen Jahresrückblick diesmal auch einen Ausblick: So sagt er voraus, dass der Berliner Flughafen am 31. Oktober 2020 eröffnet wird, und erinnert daran, dass es im Jahr des Baubeginns 2006 noch kein I-Phone gab.

Auch US-Präsident Donald Trump bleibt nicht verschont. Stelter bedauert, dass dieser kein Alkoholproblem habe, denn so blieben ihm keine Erklärungsmöglichkeiten für sein Verhalten. Was der Kabarettist noch mit dem Song „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ kommentiert, der in seiner Version freilich „Es gibt kein Bier im Weißen Haus“ heißt. Zum Schluss bekommen noch Liefer-Giganten wie Amazon, DHL und UPS ihr Fett weg: „Erst wenn die letzte freundliche Verkäuferin entlassen und das letzte Schaufenster zugeklebt ist, erkennen die Verbraucher, dass das lachende Gesicht auf dem Versandkarton von Amazon nur aufgeklebt ist.“

Der Herseler Bernd Stelter ist beliebter Stammgast in der Rheinhalle

Der Herseler Bernd Stelter ist beliebter Stammgast in der Rheinhalle

Dann wird es akrobatisch. Die „Fidelen Sandhasen“ legen eine begeisternde Tanzshow aufs Parkett. Danach kündigt Wolfgang Henseler einen besonderen Knaller an: „Meine Damen und Herren, begrüßen Sie mit mir die Jungs aus der ‚Stadt met K‘ in der ‚Stadt met B‘ – Kasalla!“ Spätestens jetzt steht die Rheinhalle Kopf. Denn die Kölner Erfolgsband zündet nicht nur ein musikalisches Feuerwerk, es regnet auch Konfetti und auf der Bühne schießen Flammen in die Höhe. Die Kult-Rocker bringen das „Kölsche Jeföhl“ eindrucksvoll in die Herseler Rheinhalle und sorgen für ausgelassene Stimmung beim Publikum, das die Hits laut mitsingt.

Nach Mitternacht folgt schließlich das große Finale, bei dem Bürgermeister Wolfgang Henseler und Sitzungspräsident Wolfgang Raschke gemeinsam mit dem Kölner Dreigestirn und allen Bornheimer Tollitäten auf der Bühne der Rheinhalle schunkeln – und mit ihnen die 500 Jecken im Saal, die raderdoll ihren Hoheiten zujubeln. Danach erhält Literatin Karin Schumacher-Lambertz, die einmal mehr für das Programm verantwortlich zeichnet, vom Bürgermeister noch den Orden der Stadt Bornheim. Und dann folgt die letzte Überraschung des Abends: Wolfgang Raschke wird per offizieller Urkunde zum Ehrensitzungspräsidenten ernannt.

Nach diesem denkwürdigen Abend sollten sich Karnevalsjecke den „Tolli“-Termin für nächstes Jahr schon einmal fett in den Kalender eintragen. Die beliebte Traditionsveranstaltung der Stadt Bornheim steigt am Dienstag, 26. Januar 2021, um 19 Uhr in der Rheinhalle Hersel, Rheinstraße 201. Top-Act ist die Kölner Mundart-Band „Klüngelköpp“.