Wenn Gudrun Schiffer vom Jugendamt der Stadt Bornheim jungen Familien einen “Willkommensbesuch“ abstattet, hat sie nicht nur Tipps und gute Ratschläge für Familien und Kinder im Gepäck, sondern seit kurzem auch ein ganz besonderes „Willkommensgeschenk“: Selbstgestrickte Socken!
Babys werden mit selbstgestrickten Söckchen begrüßt
11. Dezember 2025
Produzentin der ebenso bunten wie flauschigen Füßlinge und kreativer Geist dahinter ist Helga Wachtel. Die 83-jährige gebürtige Oberpfälzerin lebt seit fünf Jahren im Wohnstift Beethoven. Dort ist sie von Beginn an in der Handarbeitsgruppe und dort unter anderem für Socken zuständig.
Gestrickt hat die ältere Dame aber schon ihr Leben lang. „Als Kind bin ich im Kinderheim groß geworden. Die Zeit nach dem Krieg war entbehrungsreich. Und so war man froh, wenn man mal irgendwoher ein Wollknäuel bekommen hat, das man verarbeiten konnte“, erzählt sie, während sie vor sich auf dem Tisch eine Auswahl ihrer Socken ausbreitet. Die sind so klein, dass sie auch jeder größeren Spielzeugpuppe passen könnten. Die Handarbeit war ein treuer Begleiter. Es gab ja auch genug Familienmitglieder, die man einkleiden konnte: Vier Kinder, sieben Enkel und fünf Urenkel – sie alle haben mitunter mehrere Mützen, Schals, Handschuhe, Pullover und natürlich Söckchen der Marke „Mutti, Oma oder Uroma“.
Für ein paar Socken benötigt sie übrigens einen „Handarbeitstag“, wie sie sagt. Der dauert bei ihr von 15 bis 17 Uhr. Es bleibt also noch genug Zeit für andere Dinge, die sie gerne macht, wie zum Beispiel Spazierengehen, als ehrenamtliche Vorleserin in der Kita „Pusteblume“ tätig zu sein oder einfach Zeit mit der Familie zu verbringen. Man kann sich jedenfalls vorstellen, wie schnell Helga Wachtel die Stricknadeln tanzen lässt. Hat sich eigentlich handarbeitstechnisch im Laufe der Jahre was verändert? „Nein, das Stricken ist gleichgeblieben“, meint die Rentnerin, die früher im Arbeitsministerium angestellt war. Aber: Die Wolle habe sich verändert. Sie kratze nicht mehr wie früher, sondern sei heute sehr viel weicher und damit hautverträglicher.
Und wie ist Gudrun Schiffer auf Helga Wachtel aufmerksam geworden? Wir hatten uns Gedanken über ein originelles Geschenk für die Willkommensbesuche gemacht und sind auf selbstgestrickte Socken gekommen“, erzählt die „Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen“. Denn was Selbstgemachtes sei doch immer ein schönes Mitbringsel. Und wenn es auch noch etwas sei, das jede Familie kenne und in der Regel auch gebrauchen könne, sei das umso besser. In der Folge habe sie die Ehrenamtskoordinatorin der Stadt Bornheim, Sabine Hübel, gefragt, ob sie jemanden wüsste, der so etwas machen könnte. Die musste nicht lange überlegen und hat Helga Wachtel empfohlen.
Helga Wachtel lächelt zufrieden, wenn sie von den Willkommenssocken spricht. Denn sie kann nicht nur einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nachgehen, sondern freut sich, dass ihre Arbeit einen Mehrwert hat: Schließlich sorgt sie dafür, dass Babys warme Füße haben und ganz nebenbei noch ganz schick dabei aussehen.
Bis heute hat Gudrun Schiffer nach knapp sechs Wochen etwa zehn Paare der ehrenamtlich strickenden Dame an Familien übergeben. Pro Jahr werden zwischen 50 und 70 Paare gebraucht. Die Söckchen werden mit einem Schildchen ausgeliefert, auf dem steht "Herzlich willkommen - und immer warme Füße" und dem Namen von Helga Wachtel - das macht das Ganze noch ein wenig persönlicher, denn die Empfänger wissen, wer die Socken angefertigt hat.
Weitere Mitbringsel sind ein „Greifling“ für Neugeborene. Außerdem denkt man über ein Liederbuch nach. Beides sicher auch schöne Mitbringsel, aber die Söckchen von Helga Wachtel sind schon was ganz besonderes und dürften immer mehr dankbare Abnehmer finden…


