Mit innovativen Schritten in Richtung Klimaneutralität

In Sachen Nachhaltigkeit hat sich die Stadt Bornheim ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2045 gilt es klimaneutral zu sein. Drei Themen sind dabei von besonderer Wichtigkeit: die kommunale Wärmeplanung, eine klimafreundliche Mobilität und der Ausbau erneuerbarer Energien. Aber darüber hinaus sind auch viele kleine Schritte notwendig.

Eine Komponente des Biobitumens wird aus Cashew-Schalen gewonnen

Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Bornheim (WFG) hat einer vielversprechenden Innovation Vorschub geleistet. Denn sie hat im Gewerbepark Bornheim-Süd/Alfter Nord eine Stichstraße im Rosenthal von STRABAG AG mit Biobitumen ausbauen lassen.

Die Asphalt- und Betonindustrie gehören zu den Branchen mit den größten CO2-Emissionen überhaupt. Aber diese Materialien sind eben auch unverzichtbar für die Infrastrukturentwicklung, also etwa für neue Straßen und Gebäude. Diesem Problem möchte die WFG aktiv begegnen. Denn sie ist für die Entwicklung von Gewerbegebieten zuständig. Ein Bereich für den es viel Asphalt und Beton bedarf.  Auf der Suche nach ökologisch besseren Materialien für den Straßen- und Wegebau ist sie Ende 2023 auf ein vielversprechendes Pilotprojekt gestoßen. Neben Pflastersteinen, die im Vergleich zu herkömmlichen Steinen nur noch einen Anteil von etwa zehn Prozent des enorm klimaschädlichen Zements haben, ist dies "Biobitumen".

Zuerst wird die Emulsion...
...auf den Untergrund aufgetragen

Herkömmliches Bitumen entsteht normalerweise als Abfallprodukt bei der Herstellung von Mineralöl aus Rohöl und wird dann dem Asphalt als Bindemittel beigemischt. Fossile Rohstoffe wie Erdöl werden irgendwann aber immer knapper. Zudem ist die Herstellung mit hohen CO2-Emissionen verbunden. Und auch die Verarbeitung ist alles andere als nachhaltig und umweltschonend. Denn das Asphaltgemisch ist heiß, muss dampfend verarbeitet werden. Die Dämpfe und Aerosole belasten die Umwelt und sind auch für den Menschen nicht ganz ungefährlich. Außerdem ist auch dieses Verfahren sehr energieintensiv.

Um diese negativen Aspekte des konventionellen Asphalts zu umgehen, hat das Bauunternehmen STRABAG AG nach neuen Lösungen gesucht und ist auf das GreenTech-Startup „B2Square“ gestoßen. Das noch junge Unternehmen hat nach Lösungen gesucht, wie man Bitumen durch andere Materialien ersetzen kann und so ein Produkt erhält, das unabhängig von fossilen Rohstoffen ist. Das Ergebnis war das Biobitumen, ein CO2-reduzierter und temperaturgesenkter Asphalt, der ganz ohne erdölbasiertes Bitumen als Bindemittel auskommt. Stattdessen werden die Komponenten Asphaltene und Maltene verwendet. Bei den Asphaltenen handelt es sich um einen pulverförmigen Naturasphalt und bei den Maltenen um ein aus den Schalen der Cashewnuss extrahiertes Öl. Das Besondere: Die Cashew-Schalen sind in der Wertschöpfungskette der Nussproduktion bislang ein nicht genutztes Abfallprodukt. Bei der Produktion des Biobitumens aber haben sie nun einen Mehrwert.

Der Lader befüllt den Asphaltfertiger mit dem Bitumen
Dann wird der Asphalt verarbeitet.

Außerdem handelt es sich bei Biobitumen um einen temperaturabgesenkten Asphalt. Im Asphalt-Produktionsprozess werden die beiden Komponenten Asphaltene und Maltene kalt beigemischt, die Produktionswärme kann also deutlich verringert werden.

Und auch die Verarbeitungstemperatur kann stark reduziert werden. Während herkömmliche Heißasphalte mit 140 bis 180 °C produziert werden – typischerweise mit 160 °C heißem Bitumen als Bindemittel -, brauchen temperaturgesenkte Asphalte eine Herstellungstemperatur von nur 110 bis 130 °C. Dadurch werden Energiekosten und auch weitere Emissionen eingespart. Außerdem haben die eingesetzten Maltene die Fähigkeit, CO2 zu speichern. Dadurch kann Biobitumen den CO2-Fussabdruck gegenüber herkömmlichen Asphalt erheblich reduzieren. Die Langzeiterfahrungen zu dem Produkt sind bisher natürlich noch begrenzt. Denn vor dem Auftrag der WFG Bornheim hat die STRABAG AG das Produkt erst auf drei anderen "Teststrecken" eingesetzt. Die ersten Erfahrungen aber sind vielversprechend.

Das Tiefbauamt der Stadt Bornheim hat der Verwendung des Biobitumens zugestimmt, weil es sich um eine technisch gleichwertige Alternative zum Standardmaterial handelt. „Gemeinsam mit der WFG haben wir die Stichstraße im Gewerbegebiet Roisdorf ganz bewusst zur Erprobung dieser klimaschonenden Asphaltbauweise ausgewählt, um die Klimaschutzziele der Stadt zu unterstützen", erklärt Sven Glistau vom Tiefbauamt.

Und auch Bürgermeister Christoph Becker begrüßt dieses Projekt sehr: „Auf dem Weg zur Klimaneutralität braucht es viele kleine Schritte und Bausteine. Und es braucht immer auch Pioniere, die den Mut haben, neue Technologien einzusetzen. Ich danke unserer Wirtschaftsförderungsgesellschaft, dass sie diesen Mut beweist und hier einen für Bornheim neuen Weg geht und so mit gutem Beispiel vorangeht“.