Eine andächtige und zugleich erwartungsvolle Stille herrschte im vollbesetzten Bornheimer Ratssaal, als Bürgermeister Christian Mandt die Gedenkveranstaltung „Erinnern für Heute und Morgen“ eröffnete.
Gedenkveranstaltung im Rathaus
Termine & AktionenAlleStadtgeschehen11. November 2025
Jedes Jahr gedenkt die Stadt der Opfer des antisemitischen Pogroms am 10. November 1938 in Bornheim. Auch zum 87. Jahrestag hatten Katja Cîmpean vom Jugendamt und Dr. Simon Oelgemöller vom Stadtarchiv gemeinsam mit Schulen und Jugendarbeit ein eindrucksvolles Programm erarbeitet, das an die grausame NS-Vergangenheit erinnern und für die Zukunft wachsam machen soll.
„Die mutwillige Brandstiftung an der Synagoge und die Überfälle auf Bornheimer Jüdinnen und Juden am 10. November 1938 zeigen, wie schnell sich Ignoranz und Hass zu systematischer Verfolgung und Vernichtung von Leben steigern können. Daher sollten uns die Zeichen der aktuellen Zeit, unserer Gegenwart, ernsthaft zu denken geben“, mahnte Bürgermeister Mandt in seiner Rede.
Schon das Eröffnungsstück „Metzgerei Cahn“ nach dem Zeitzeugenbericht von Getrud Urfey, das Monika Timme mit ihrer Theatergruppe Demokratie zeigte, ließ das Publikum sprachlos zurück. Denn es zeigte auf beklemmende Art, wie schon Kinder damals infiltriert und gegen jüdische Mitbürger aufgehetzt wurden.
Auch der Zeitzeugen-Podcast, den Lehrerin Laura Graf mit ihren Oberstufen-Schülerinnen und -Schülern vom Alexander-von-Humboldt-Gymnasium nach Recherchen im Stadtarchiv erstellt hatte, bestätigte dies eindrücklich. Zugleich wurde aber deutlich, dass viele Bornheimerinnen und Bornheimer – unter anderem Johann und Gudula Clasen, die Urgroßeltern von Bürgermeister Mandt – den jüdischen Freunden unter Lebensgefahr halfen, indem sie sie zum Beispiel bei sich versteckten.
Lehrerin Inci Weidemann und die Schülerinnen und Schüler des Kunst-Leistungskurses der Europaschule präsentierten den eindrucksvollen Animationsfilm „Pogrome erinnern“ mit vielen Bornheimer Motiven und die Bornheimer Verbundschule zeigte unter Leitung von Andreas Port einen Film über die Entstehung ihrer neu interpretierten Stolpersteine, die zentrale Werte unserer Demokratie wachhalten sollen.
Ebenfalls als Filmbeitrag zeigten Matthias Schaar und seine Schülerinnen und Schüler von der Heinrich-Böll-Schule Merten eine besondere Nachrichtensendung zum Pogromgedenken, die unter anderem auf die Gefahren hinwies, die von der AfD ausgehen. Und auch das Team aus dem Bornheimer JugendTreff mit Florian Kreuzer, Tatjana Kortholt und Frederike Schneider beeindruckte mit seinem Video-Beitrag zur virtuellen Galerie „Voices of the forgotten“ aus dem Spiel Fortnite und mit einem Plakat, das nach der Veranstaltung in der Bürgerhalle zu sehen war.
Lena Ehmer von der Jugendförderung präsentierte zudem ein Audiomosaik, das sie mit Bornheimer Bürgerinnen und Bürgern zum Thema Demokratie aufgenommen hatte und das anschließend ebenfalls noch in der Bürgerhalle zu hören und durch eigene Beiträge zu ergänzen war. Auch die Dokumentation von Marco Hilbers, Nicole Krautwasser sowie Schülerinnen und Schülern der LVR-Ernst-Jandl-Schule über die Reinigung von Stolpersteinen sahen sich viele Menschen nach der Veranstaltung noch in der Bürgerhalle an.
Ein Höhepunkt des Gedenkens im Ratssaal war schließlich das Märchentheater „Vom Verlust der Demokratie“, das die Mitglieder des Demokratie-Theaterprojekts unter der Leitung von Monika Timme präsentierten und das metaphorisch zeigte, wie zerbrechlich Demokratie ist und dass es auf jeden Einzelnen ankommt, um sie zu bewahren.
Auch musikalisch war das Programm hochkarätig und sehr bewegend. Der Jugendchor der evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge unter der Leitung von Marie-Susann Rothschild präsentierte seine gut ausgewählten Stücke im Wechsel mit dem Kölner Trio hexagram, dessen Mitglieder Michael Meier-Etienne mit dem Kontrabass, Ségolène de Beaufond mit der Violine und Moritz Preissler mit Piano und Melodika schon am Stolperstein beeindruckt hatten.
Achim Stommel vom Jugendtreff Kulturraum sorgte schließlich für die technische Begleitung des sehr gelungenen Abends, der wieder zum Innehalten und Nachdenken angeregt hatte und bei Darstellenden und Publikum gleichermaßen noch lange nachklingen wird.








