Karnevalisten waschen Portemonnaies aus

Das Portemonnaie-Auswaschen, zu dem die Stadt Bornheim jedes Jahr am Aschermittwoch die Tollitäten aus dem Stadtgebiet und deren Hofstaaten einlädt, geriet in diesem Jahr zu einer matschigen Angelegenheit.

Der stellvertretende Bürgermeister Frank W. Krüger führt den Trauermarsch an.

Denn der Regen der vergangenen Tage hatte die Zuwege zum Herseler Rheinufer hoffnungslos aufgeweicht, sodass der „Trauerzug“ durch fast knöcheltiefen Dreck waten musste.

Angeführt von Martin Franzen, der auf seiner Trommel den Takt vorgab, zog der Tross der Karnevalisten zum Wasser, in das die Tollitäten ihre ohnehin klammen Geldbörsen leerten. Für den erkrankten Bürgermeister Wolfgang Henseler übernahm dessen Stellvertreter Frank W. Krüger die Aufgabe, der mitgeführten „Stadtkasse“ die letzten Konfettischnipsel zu entlocken. Mit dem traditionellen Portemonnaie-Auswaschen am Aschermittwoch haben die Bornheimer Karnevalisten traditionell das Ende der tollen Tage besiegelt.

Begleitet von den Vorständen der Ortsausschüsse und Dorfgemeinschaften hatten sich das Prinzenpaar der Bonner Werkstätten, Prinzessin Andrea I. (Hüllen) und Prinz Polino I. (Bobnar),  Jugendprinzessin Vanessa I. (Klein) aus Hemmerich, das Kardorfer Dreigestirn - Prinz Jürgen I. (Kesseler), Bauer Heinz (Linnartz) und Jungfrau Berta (Herbert Vendel) -, Prinzessin Heidi I. (Horst) und Prinz Wolfgang III. (Horst) aus Merten, Roisdorfs Prinzessin Sandra III. (Kurth) sowie Kinderprinzessin Maria I. (Preiß) und Kinderprinz Hannah I. (Preiß) aus Waldorf dem Trauerzug angeschlossen.

Anschließend traf man sich im China-Restaurant „Kaiser Garden“ in Hersel, um die Session Revue passieren zu lassen. Krüger nutzte die Gelegenheit, um sich bei den Tollitäten und deren „Crews“ für die tolle Session zu bedanken. Sein Dank galt nicht zuletzt den Personen im Hintergrund, die die Karnevalszüge, Sitzungen und Partys bestens organisiert und somit allen Jecken eine schöne Zeit beschert hätten.

Bevor ihm Prinz Wolfgang den Rathausschlüssel zurückgab, zog Krüger Bilanz: Mit zehn Zügen im Stadtgebiet stelle Bornheim so viel Züge wie kaum eine andere Kommune im Rhein-Sieg-Kreis auf die Beine. „Die Menschen an den Straßenrändern haben ausgelassen, aber friedlich gefeiert. Überall hat eine tolle Stimmung geherrscht“, betonte der stellvertretende Bürgermeister. Gleichzeitig lobte er die Kontrollen des Ordnungsamts im Sinne des Jugendschutzes und den Einsatz des Jugendamtes bei der Aktion „Keine Kurzen für Kurze“. So war das Ordnungsamt in Kardorf, Roisdorf und Merten mit insgesamt 22 Kräften im Einsatz gewesen. In Kardorf wurden 800, in Roisdorf 1200 und in Merten 100 Jugendliche kontrolliert. „Die Kontrollen haben gegriffen. Offenbar hat es eine gewisse Wirkung, wenn die Jugendlichen wissen, dass man sie im Blick hat und damit rechnen müssen, kontrolliert zu werden“, so Krüger. Gleiches gelte für die Aktion „Keine Kurzen für Kurze“, die das Jugendamt gemeinsam mit ehren- und hauptamtlichen Helfern des Bornheimer JugendTreffs, der Kleinen Offenen Türen Roisdorf und Walberberg, des Stadtteilbüros Bornheim, des Jugendtreffs Kulturraum Sechtem und des neuen Jugendkulturbusses 1237 angeboten habe. Das Angebot, Alkohol gegen Wasser, Tee, Brötchen und Pizza zu tauschen, sei sehr gut angenommen worden. So seien allein in Sechtem 360 halbe belegte Brötchen, 155 Liter Wasser, 9 Liter Tee, 5 große Pizzen, 1 großer Topf Suppe und zusätzlich 5 Kartons Brötchen, Brezeln und Gebäck an Jugendliche ausgegeben worden.

Dass der Sinn und Zweck des Glasverbotes voll und ganz erfüllt worden sei, belege etwa die Tatsache, dass innerhalb der Glasverbotszonen so gut wie keine Schnittverletzungen hätten beklagt werden müssen. In diesem Zusammenhang dankte Frank W. Krüger auch dem Bornheimer DRK und dem Malteser Hilfsdienst, die sich rund um die Züge um jene gekümmert hätten, die Hilfe benötigt hätten oder gar ärztlich versorgt werden mussten. Allein das Deutsche Rote Kreuz war in Sechtem, Roisdorf, Kardorf, Rösberg, Bornheim, Hersel, Walberberg und Merten mit 122 Kräften im Einsatz. Insgesamt wurden 943 Helferstunden geleistet.

Im Rhein wuschen die Tollitäten und der stellvertretende Bürgermeister (hinten) die ohnehin leeren Geldbörsen aus.

Nach einem wärmenden Getränk und einem stärkenden Happen war auch das Portemonnaie-Auswaschen 2020 Geschichte. Doch nach dem Motto „Nach dem Karneval ist vor dem Karneval“ weist die Stadt darauf hin, dass am Dienstag, 26. Januar 2021, um 19 Uhr in der Rheinhalle Hersel, Rheinstraße 201, der nächste Tollitätentreff gefeiert wirt. Top-Act ist die Kölner Mundart-Band „Klüngelköpp“.